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Gnä Frau und das Aufwachen


Gelegentlich teilen sich die Gnä Frau und ich das Schlafzimmer,
nicht unbedingt das Bett, aber wir schlafen im selben Raum.
Sie unter, ich, auf dem Bett.

Ich pflege aufzuwachen, wenn mir danach ist.
Meistens immer zur selben Zeit. Zwischen fünf und sechs….
Die Gnä Frau steht auf, ich unterstelle das mal, wenn sie hungrig ist.
Und da entsteht ein Konflikt.

Ich bin meistens noch nicht so weit. Und das hat sie nicht gern.
Überhaupt nicht.
Von außen betrachtet ist es ziemlich spannend, zu sehen, welche Methoden die Gnä Frau ergreift, mich davon zu überzeugen, dass sie Hunger hat.
Nur von außen. Als Betroffener ist es etwas anstrengender. Nicht nur spannend.

Irgendwann wache ich auf. Irgendetwas zerreisst Papier unter mir.
Gnä Frau zerlegt ihren Schlafkarton.
Sie weiß, dass ich von so etwas aufwache. Deshalb macht sie es.
Sie kommt unter dem Bett hervor.
Springt auf das Bett, auf mich, über mich, zum Fenster.
Das auf mich springen ist wichtig. Ich könnte es sonst übersehen, dass sie schon wach ist. Und hungrig.

Sie schaut ein wenig aus dem Fenster. In Wirklichkeit beobachtet sie mich.
Wartet auf Zeichen des Aufstehens. Ich weigere mich. Noch.
Wenn es der Gnä Frau zu lange dauert, tritt Plan B in Kraft.
Unmittelbare Penetration.
Sie setzt sich neben mich. Starrt mich an und drückt mir aufs Augenlid, auf die Nase, auf den Mund. Abwechselnd.
Keine Chance. Das kann ich nicht ignorieren. Sie gewinnt immer.
Mit Druckstellen im Gesicht, keine Kratzspuren, sie lässt brav die Krallen drin, stehe ich auf.
Vermutlich gehören die Krallen zu Plan C. Soweit lasse ich es nie kommen. Besser nicht.

Gnä Frau weiß sich durchzusetzen.
Hätte sie Daumen, sie bräuchte mich nicht. So ist sie nur ein wenig von mir abhängig.

Ich bleibe immer ein wenig zu lang liegen.
Man muss es sie spüren lassen, wer hier der Herr im Haus ist.
Haha…

Gnä Frau und Papier


Ich freu mich immer für die Gnä Frau, wenn ein neues Ding ihre Aufmerksamkeit erregt und sie sich damit beschäftigt.

Das sie ein Faible für Kartons und Kunststoffe hat ist nichts neues.
Sie hat ihr Universum wieder um ein Material erweitert: Papier.

Gestern gab es Post in Form eines kleinen Kartons, zur Polsterung gefüllt, mit festem Packpapier.

Nicht ohne Hintergedanken hab‘ ich den Karton erst mal unter dem Wohnzimmertisch stehen lassen.
Mal sehen, wann die Neugier sie packt.
Und die Gnä Frau hat mich nicht lange warten lassen.

Sie mag ja Kartons, aber als sie bemerkte, dass dieser hier mit Papier angefüllt war, da war kein Halten mehr.
Als erstes zerrte sie einen Streifen heraus und legte sich, ach was sage ich, wälzte sich darauf herum.
Glück ist ein Streifen Papier. Eindeutig. Für Gnä Frau.
Der ist jetzt ihr neuer Schlafplatz.

Später dann, als der Rest auch begutachtet wurde, klemmte sie sich in den viel zu kleinen Karton. Kippte erst einmal gepflegt mit ihm um.
Entspannte sich dabei, mit den Hinterläufen im Rest des Kartonpapiers herum zu treten.
Wie üblich sehr sympathisch.

Ich richtete den Karton noch einmal auf.
Sie ließ sich nicht bitten, stieg brav noch einmal hinein und verharrte dann, so hoffe ich, zufrieden, in sitzender Pose.

Ich durfte sie ablichten. Wenn ich mich beeile.
Danke für die Geduld mit mir, Gnä Frau.

Gnä Frau Papier

Gnä Frau und das Schlafen


Es ist, wie schon beschrieben, das liebste Ding der Gnädigen.
Die bevorzugten Orte, wie ich, wechselnd.
Manchmal überschneiden wir uns, treffen uns wieder.
Nicht ganz am selben Ort, doch beinah.
Ich teile das Bett mit ihr. Den Karton unter dem Bett jedoch nicht.
Den liebt sie inniglich, ich weniger. Ihr zu groß, mir zu klein.

Das Sofa, entweder in meinem Arm (Privileg!), auf meinem Bauch (Weihnachten!) oder, mir den Rücken zukehrend(Was hab‘ ich getan?), am anderen Ende der weiten Sofaflur.

Das Sofa kann nicht ganz unter dem Fenster stehen, da ist ein Heizkörper.
Er schafft einen kleinen Spalt, eine handbreit weit.
Dort hab ich Decken, die bei mir in Ungnade gefallen sind, Muster, Stoff, was weiß ich, manchmal passt es nicht mehr, hineingestopft. Auf dem Sofa, in der Ecke, in der das Deckenparadis ist, hab ich andere, nicht in Ungnade gefallene Decken gestapelt.
So ist eine Höhle aus Spalt und Decken gebildet.

Die Gnä Frau liebt diesen Platz, kann dort in Sicherheit auf Decken schlummern, unentdeckt.
Manchmal treibt mich die Neugier, dann verschaffe ich mir einen Blick auf sie, wie sie da liegt und friedlich schläft.
Sie bemerkt es nicht, vielmehr, ordnet die Geräusche, die ich erzeuge ins Vertraute ein, schläft weiter. Eingerollt.

Sie kann auch den öffentlichen Schlaf zelebrieren.
Dann liegt sie auf einer meiner Taschen, neben dem Sekretär und lässt sich nicht durch Schritte, nicht durch laute Musik stören.
Gestern: Schlußakt Don Giovanni, kein Ohr, nicht mal ein Zucken und Mozart schont nicht die Pauken, die Streicher und Stimmen und ich, schone die Lautsprecher nicht. Privileg des abgelegenen Wohnens.
Ihr ist es gleich. Gnä Frau schläft.
Da lässt sie sich nicht beirren.
Gute Nacht. Schlaf‘ gut.

Gnä Frau schläft tief
Gnä Frau schläft tief

Den ganzen Tag..


Die gnädige Frau schläft.
Das tut sie nun schon den ganzen Morgen, unterbrochen von der, obligatorisch fehlerhaft servierten Mahlzeit, die unter einigem Gemaunze und Gezeter verdrückt wurde.
Danach kurzer Spaziergang, die Standardrunde, Baum, Wiese, Gebüsch, Geschäfte, Termine, was weiß ich. Sie ist eben draußen unterwegs und steht nach Abschluss aller, restlos aller Erledigungen, wiederum maunzend vor der Terrassentür und starrt.

Das kann sie gut, sie hat die letzten sechs Weltmeisterschaften im Stierkampf spielend gewonnen.
Gut, dass es doppelte Glasscheiben sind, die Scheiben würden dem Blick sonst nicht standhalten.
Sie starrt also und ich stolpere über kurz oder lang, meistens eher kurz, über den Blick. Bremse mich ein, taumle und komme zum Stillstand. Blaue Augen bohren sich in meine Kniescheiben.
Hat etwas von einem alles durchtrennenden Laserstrahl.
Das Unglück kann abgewendet werden, wenn ich mich spute, die Türe öffne, die leisen Fluche schweigend ertrage und das zweite Frühstück reiche.

Natürlich wie immer nicht makellos, ich übe noch immer, irgendwann bekomme ich ein Lob von der Gnä Frau oder zumindest ein Schweigen.

Tagwerk vollbracht, nun läutet sie Schlafrunde zwei, drei und vier ein.
Unterbrochen von kurzem Seufzen, sich strecken, Räkeln und einigem Traumgezappel. Dann einige Kontrollgänge zum Fressnapf, ein wenig herum mosern, spielen und dann wieder schlafen.

Der späte Nachmittag und Abend bietet da auch keine Abwechslung. Sie schläft.

Ich bin mir bezüglich meines Glaubens nicht vollkommen sicher, irgendwo zwischen Buddhismus und Atheismus finde ich mich zurecht.
Fix ist jedoch der dringende Glaube an die Wiedergeburt und wenn, dann bitte als Katze, gerne auch meine.
Was dann irgendwie paradox wäre, aber dem stelle ich mich, wenn es so weit ist.